Die Tagschmetterlinge Oberbayerns: Weißlinge 2
40 Aufnahmen von 10 Arten, 3 Biotopaufnahmen und 3 Verbreitungskarten



Aurorafalter, Männchen
Isarauen bei Fischerhäuser (M-L), 11.05.1985
 

Anthocharis cardamines (Aurorafalter)

Weit verbreitet, regional häufig, im Alpenraum bis zur Waldgrenze. In weiten Teilen des Tertiären Hügellandes und Ostbayerns infolge der heute das Landschaftsbild bestimmenden intensiven land- und forstwirtschaftlichen Nutzung jedoch selten geworden. 
Der Aurorafalter erscheint Mitte April bis Ende Mai. Sein bevorzugter Lebensraum sind magere Wiesen in Waldrandnähe und Au- und Feuchtwälder. Er saugt mit Vorliebe an der Rauhen Gänsekresse, Kuckuckslichtnelke, Gundermann, Kriechendem Günsel, Waldstorchschnabel und Wiesenschaumkraut. Ei- und Raupenfunde sowie Eiablagebeobachtungen gelangen an Rauher und Turm-Gänsekresse, Brillenschötchen, Wiesenschaumkraut, Behaartes Schaumkraut und Knoblauchsrauke.
Zahlreiche Eifunde und Eiablagebeobachtungen zwischen 02.05. (1995 bzw. 1999) und 07.06.(1992) sowie Raupenfunde zwischen 19.05. (1993) und 15.06. (1996).

Flugzeit:

 28.03. (2007), davor 04.04. (2001)

20.07.  (1995)

Höhenverbreitung:

 

1620

Verbreitung:

Anz. MTB-Qu.

Ges

BA

AV

SP

UH

FA

289

54

73

78

44

21

Rang:

5  (6/8/4/5/8)

 
Erstsichtungen pro Jahr: 1990 21.04.;  1991 28.04.;  1992 01.05.;  1993 23.04.;  1994 28.04.;  1995 24.04.;  1996 27.04.;  1997 02.05.;  1998 09.04.;  1999 26.04.;  2000 14.04.; 2001 04.04.;  2002 12.04.;  2003 29.04.;  2004 16.04.;  2005 12.04.;  2006 21.04.; 2007 28.03.   

letzte Sichtungen pro Jahr (fast durchwegs aus dem Alpenraum): 1991 06.07.;  1993 09.07.;  1995 20.07.;  2000 01.07.;  2001 03.07.;  2004 07.07.;  2005 14.07.  und 2006 18.07.


Verbreitung des Aurorafalters in Oberbayern
(rot: eigene Beobachtungen)


Raupe des Aurorafalters an Brillenschötchen 
Mittenwald, Riedboden (GAP), 09.06.1998 


 
Aurorafalter-Ei an Wiesenschaumkraut
Donauauen bei Neuburg (ND), 02.05.1993

 
Aurorafalter, Puppe

 


Aurorafalter, Männchen
Blütenbesuch an Rauher Gänsekresse
Gaden, Freisinger Buckel (ED), 05.05.1995


Aurorafalter (Anthocharis cardamines), Weibchen und Männchen
Weng, Amperauen (FS), 11.05.2002


Aurorafalter, Paarung
Oberschleißheim, Berglwald (M-L), 26.04.2000


Weibchen des Aurorafalters
Gaden, Freisinger Buckel (ED), 16.05.1996


Aurorafalter, Raupe an den Schoten
eines Kreuzblütlers
Altmühltal bei Kelheim (Niederbayern), 23.05.2000

 


 


Raupe von Colias phicomone (auch unten)
Brunnenkopf, Gipfelbereich 1700m (GAP), 02.07.2006

 


Colias phicomone, Weibchen
Widderstein (Vorarlberg), 24.07.1993

 



Colias phicomone (Weibchen)
Taubenstein (MB), 19.06.2007
 

Colias phicomone (Alpengelbling)

Im Alpenraum weit verbreitet, insbesondere auf Rinderweiden in Höhenlagen zwischen 1000 und 1700m, oft gemeinsam mit den Bläulingen Aricia artaxerxes und Maculinea arion sowie den Heuschrecken Gomphocerus sibiricus und Stenobothrus lineatus. Auch im Bereich alpiner Rasen oberhalb der Waldgrenze. Selten auch in den Tallagen, z.B. im Klooaschertal bei Bayrischzell (900m). 
Gewöhnlich eine Generation pro Jahr im Juni und Juli, eine partielle 2. Gen. im August/September. Eiablagebeobachtungen vom 30.07.1998 und 20.06.2000, jeweils an Hufeisenklee. Blütenbesuche wurden u.a. an Weidenblättrigem Ochsenauge, Habichtskräuter, Gold-Pippau, Gewöhnliche Braunelle, Alpen-Steinquendel und Thymian notiert.

RL D: R     RL By: R

Flugzeit:

 22.05. (2002)

 30.08. (2000)

Höhenverbreitung:

800

2384

Verbreitung:

Anz. MTB-Qu.

Ges

BA

AV

SP

UH

FA

39

39

 

 

 

 

Rang:

75  (31/-/-/-/-)


Hochries (RO)
Sehr tagfalterreiches Gebiet in den Chiemgauer Alpen. Lebensraum von Alpen-Gelbling, Wundklee-Bläuling, Sonnenröschen-Würfeldickkopf und weiterer für montane und subalpine Lebensräume typische Arten.

 



Hochmoorgelbling, Weibchen
Uffing, Röthenbachwiesen (GAP), 18.06.2006


Hochmoorgelbling (Colias palaeno), Weibchen
Zellerbachtal (TÖL), 15.06.1994


Colias palaeno (Hochmoorgelbling)

In der Verbreitung weitgehend auf die Hoch- und Zwischenmoore des Voralpinen Hügel- und Moorlandes beschränkt. Dort regional auffallend rückläufig, insbesondere am Nordrand des Alpenvorlandes und im östlichen Oberbayern, möglicherweise ist dies auf klimatische Ursachen ("Erwärmung") i.V. mit Verschlechterungen  im Lebensraumangebot (Moorverwaldung, weniger Offenbereiche im Moor, landwirtschaftliche Intensivierungen an den Moorrändern) zurückzuführen. Bereits länger erloschen sind die nördlichen Vorposten auf den Schotterplatten (einst u.a. im Haspelmoor und Schwarzhölzl).
Im Alpenraum lokal verbreitet, auf der Sutten bei Rottach-Egern noch in 1000m Höhe gefunden.
Flugzeit im Juni und Juli. Eiablagebeobachtungen und Eifunde an Rauschbeere (03.07.1992, 25.06.1994 und 06.07.1994). Bevorzugt zum Blütenbesuch gelb und violett blühende Pflanzen, v.a. Habichtskräuter, Sumpfkratzdisteln, Margerite, Witwenblumen und Kuckuckslichtnelke.

RL D: 2     RL By: 2 (T/S: 0, Av/A: 3)
Der Rückgang der letzten Jahre im Alpenvorland würde m.E. eine Einstufung in 2 rechtfertigen !

Flugzeit:

 31.05. (1992)

 19.07. (1995)

Höhenverbreitung:

585

995

Verbreitung:

Anz. MTB-Qu.

Ges

BA

AV

SP

UH

FA

29

6

23

 

 

 

Rang:

84


Geretsried, Babenstubener Moore (TÖL), 
Eiablagestelle des Hochmoorgelblings

 

 


Hochmoorgelbling (Colias palaeno), Männchen an Kreuzkraut
Steingaden, Wiesfilz (WM), 19.06.1993


Hochmoorgelbling, Weibchen 
Blütenbesuch an gelbem Korbblütler
Uffing, Röthenfilz (GAP), 25.06.1998


Männchen des Hochmoorgelblings
Habichauer Moor (TÖL), 15.06.1994


Hochmoor bei der Lexenalm (TÖL), 1000m 
Lebensraum des Hochmoorgelblings

 


Isartal bei Grünwald (M-L), 
ehemaliger Fundort des Orangeroten Gelblings (bis zumindest etwa 1930).
Zwischenzeitlich fast völlig verwaldet, die Nahrungspflanzen Regensburger und Schwarzwerdender Ginster kommen zumindest - noch - in kleinen Restbeständen vor.


Colias myrmidone, Paarung
Kallmünz, Schloßberg (Oberpfalz), 08.05.1993

 



Orangeroter Gelbling (Colias myrmidone)
Oberpfälzer Jura, 31.05.1994

Colias myrmidone (Orangeroter Gelbling)

In Oberbayern (wie auch in ganz Deutschland) ausgestorben. Ehemalige Vorkommen u.a. im Raum München sind vor 1960 erloschen, wohl weitgehend durch Lebensraumzerstörung (Verwaldung der Hänge im Isartal südlich Münchens, weitgehende Überbauung und Umbruch der Heideflächen im Norden Münchens).
Das Aussterben der Art in Deutschland insgesamt kann (ähnlich dem starken Rückgang z.B. beim Blauschwarzen Eisvogel) dagegen nicht allein durch Lebensraumveränderungen bzw. -zerstörungen erklärt werden. Demnach spielen wohl auch natürliche Arealveränderungen und / oder ein Rückzug in die Stammgebiete, hier in Gebiete mit nach wie vor zuverlässigem kontinentalem Klima ("sommerheiß, winterkalt"), eine Rolle.

An folgenden früheren Fundorten konnte die Art seit 1960 u.a. nicht mehr nachgewiesen werden: Garchinger Heide (Korb; Osthelder, 1925), Schleißheim (Korb; Osthelder, 1925), München-Moosach (Kuchler, 13.08.1945; Wolfsberger, 1951), Baierbrunn (Pfeiffer, 10.06.1900; ZSM), Würmtal bei Leutstetten (Osthelder, 1925), Deisenhofen (Schweikart, 12.08.1928, 04.09.1936; ZSM), Rechtes Isarufer zwischen Grünwald und Schäftlarn (Hesse / Huber; Osthelder, 1925), Kirchseeon (Hesse; Osthelder, 1925), Gleißental (Osthelder, 1925) und Teufelsgraben (Pfeiffer, 05.06.1921; ZSM)

RL D: 1     RL By: 0



Colias alfacariensis, Weibchen bei der Eiablage an Hufeisenklee
Oberschleißheim, Hochmuttinger Heide (M-L), 16.09.2006


Colias hyale, Weibchen, Blütenbesuch auf Flockenblume
Oberschleißheim, Regattastrecke (M-L), 08.1986
 

Colias hyale (Goldene Acht)
Colias alfacariensis (Hufeisenkleegelbling)

Beobachtungen vom im Raupenstadium gut unterscheidbaren Artenpaar Colias hyale / Colias alfacariensis liegen aus ganz Oberbayern vor. 
Abseits der Kalkgebiete (z.B. Tertiäres Hügelland, Ostbayern) sollte es sich durchwegs um Colias hyale handeln, Colias alfacariensis ist v.a. in der Fränkischen Alb und in den Tälern des Alpenraumes sowie entlang der Isar und des Lechs beheimatet. 
Die Falter sind vor allem im Spätsommer häufiger zu beobachten. Eiablagebeobachtungen an Weißklee, Hornklee, Süßer Tragant und Hufeisenklee. Die Falter saugen bevorzugt an Luzerne und Wiesenflockenblumen.

Eigene Funde überwinternder Raupen im März 2007 (L3) an Bunter Kronwicke, die eindeutig C. alfacariensis zuzuordnen sind, von der Allacher Heide in München (06.03.) und von der Böschung des Mittleren Isarkanals in Unterföhring (11.03.) sowie an Hufeisenklee von der Alten Donau bei Großmehring (12.03.).

Nachsuche nach C. alfacariensis-Raupen im Naturraum Münchener Ebene wäre z.B. an folgenden Orten sehr wünschenswert: Moosburg Ausgleichsweiher, Freisinger Buckel bei Gaden, Mallertshofer Holz mit Heiden, Dietersheimer Brenne, Isarauen bei Fischerhäuser E-M-Trasse, Fröttmaninger Heide, M-Lerchenau Virginiadepot, M-Allach ehem. Autobahntrasse, Riemer Wäldchen, Neuer Friedhof Riem, Kreuzlinger Forst und Isartal bei Mühlthal.

Colias alfacariensis RL D: V     RL By: V

Flugzeit:

 02.04. (2007), davor 30.04. (2002)

 02.11. (2000)

Höhenverbreitung:

 

1634

Verbreitung:

Anz. MTB-Qu.

Ges

BA

AV

SP

UH

FA

123/90

11/40

44/7

43/13

14/1

2/17

Rang:

33/50  (-/30/28/28/-)  (27/-/-/-/14)


Goldene Acht (Colias hyale), Weibchen bei der Eiablage an Trifolium repens 
Mallertshofen (M-L), 22.08.1995

 

 

 


Männchen von Colias cf alfacariensis auf Silberdistel
Friedergries (GAP), 01.09.2006


Hufeisenkleegelbling (Colias alfacariensis), 
Raupe an Bunter Kronwicke
Ochsenfurt (Unterfranken), 30.08.2002


Colias hyale / alfacariensis
Unterschleißheim, Hartwiesen (M-L), 10.08.1992


Hochmuttinger Heide (M-L)
Neuanlage von Kalkmagerrasen (Ausgleichsflächen für diverse Überbauungen), sehr zahlreich Gelblinge (beide Arten)

 

 

 
Postillon, Blütenbesuch an Blutweiderich
Weyarn, Wattersdorfer Moor (MB), 06.08.1998


Colias  crocea
Oberammergau (GAP), 15.10.2006

 

 


Postillon, Weibchen bei Eiablage an Hornklee
Schöngeising (FFB), 01.08.1994
 

Colias crocea (Postillon)

Unregelmäßig aus dem Süden einfliegende Tagfalterart, die zuletzt 1994, 1998 und 2003 gute Flugjahre in Oberbayern hatte. 1994 und 2003 eine Nachfolgegeneration.
2004 lediglich 1x beobachtet, 2005 gar nicht, 2006 insgesamt 14 Sichtungen (zwischen 30.07. und 27.10). 2006/2007 gelang offenbar zumindest einzelnen Tieren die Überwinterung. 2007 im Juli etliche Beobachtungen.
Eine Eiablagebeobachtung am Rand eines Rotkleefeldes (01.08.1994) an Hornklee. Die Falter halten sich gerne auf Luzerne- und Rotkleefelder auf.

Flugzeit:

 16.04. (2007), davor 21.06. (1997)

 03.11.(1994)

Höhenverbreitung:

 

1300

Verbreitung:

Anz. MTB-Qu.

Ges

BA

AV

SP

UH

FA

58

5

20

22

 

Rang:

64  (-/-/45/-/-)

 


Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni), 
frisch geschlüpftes Männchen
Geisenfeld, Nöttinger Heide (PAF), 16.07.1994
 

Gonepteryx rhamni (Zitronenfalter)

Der Zitronenfalter zählt zu den wenigen in ganz Südbayern verbreiteten und in allen Naturräumen häufig anzutreffenden Tagfalterarten. Sein Schwerpunkt liegt in den Flußauen. Selbst in den biotopärmsten Regionen Oberbayerns (z.B. Nordteile der Landkreise DAH und TS, MÜ sowie PAF) noch in Fichtenwäldern und Dörfern überall zu finden. Überwintert im Falterstadium, Flugzeit von Juli bis Mai. 
Zahlreiche Eiablagen, Ei- und Raupenfunde an Faulbaum und Kreuzdorn. 
Die Falter saugen besonders gerne an Kohlkratzdisteln, Heilziest, Löwenzahn, Natternkopf und Wasserdost.

Flugzeit:

 19.02. (1990)

29.10. (2003)

Höhenverbreitung:

 

2050

Verbreitung:

Anz. MTB-Qu.

Ges

BA

AV

SP

UH

FA

327

55

97

78

51

17

Rang:

2  (5/2/4/2/14)


Zitronenfalter, 
Weibchen bei der Eiablage an Faulbaum
Gaden, Freisinger Buckel (ED), 05.05.1995

 


 


Zitronenfalter, frisch gelegte Eier an Faulbaum
Wolfratshausen, Pupplinger Au (TÖL), 30.03.1994


Zitronenfalter, Raupe auf Faulbaum
Geretsried, Babenstubener Moore (TÖL), 28.05.1992


Zitronenfalter, Puppe, 10.06.1993


Zitronenfalter in Stengellosem Enzian
Foto: Heinz Ruppert

 

 


Ei vom Senfweißling an Hornklee
Kallmünz, Schloßberg (Oberpfalz), 07.05.1994


Leptidea sinapis/juvernica
Obere Isar bei der Pestsäule (TÖL), 27.06.1995


Verbreitung von Leptidea sinapis / juvernica
(rot: eigene Beobachtungen)


Schotterfluren an der Isar bei Lenggries (TÖL)
Lebensraum des Senfweißlings, des weiteren u.a. 
Colias alfacariensis, Coenonympha glycerion, 
Polyommatus bellargus
und Zygaena transalpina

 

 


Senfweißling (Leptidea sinapis / reali)
Arzbach, Isarauen (TÖL), 01.05.1999
 

Leptidea sinapis / Leptidea juvernica (Senfweißling)

Seit kurzem in zwei gute Arten abgetrennt, jedoch nicht unumstritten. Nachweise des Artenpaares stammen insbesondere aus der Fränkischen Alb, dem Donauraum und den Bayerischen Alpen. Im übrigen Oberbayern nur lokal verbreitet und regional rückläufig, v.a. im Unterbayerischen Hügelland und entlang der Mittleren Isar. Lebensraum sind lichte Wälder und Flussschotterheiden. In hoher Stetigkeit im Bereich der Schneeheide-Kiefernwälder und in Bergwäldern. 
Flugzeit Ende April bis Anfang August. Eiablagebeobachtungen an Deutschem Backenklee, Wiesenplatterbse und Hornklee. Blütenbesuche sind eher selten, mehrfach notiert u.a. am Heideröschen, Hornklee, der Wicke Vicia grandiflora, Wiesen-Platterbse, Sichel-Luzerne und Wiesensalbei.

RL D: V     RL By: D

Flugzeit:

 21.04. (2000)

 23.08. (2006)

Höhenverbreitung:

 

1600

Verbreitung:

Anz. MTB-Qu.

Ges

BA

AV

SP

UH

FA

94

41

7

5

11

18

Rang:

45  (26/-/-/-/12)


Senfweißling (Leptidea sinapis / juvernica)
Oberpfälzer Jura, 18.07.1992

 

Weißlinge 3